Wie Du erkennen kannst, ob Du ein hochsensibler Therapeut oder Coach bist.
Kennst Du das auch? Du bist ein engagierter Heilpraktiker, eine feinfühlige Psychologin, ein idealistischer Psychotherapeut oder Coach mit großer Vision! Du gibst alles für Deine Klienten und bist von der Vision beseelt, diese Welt besser zu machen. Du machst Deine Arbeit mit Liebe, im Grunde genommen empfindest Du Deine Beratungen / Therapiesitzungen gar nicht als Arbeit. Das Wort Karriere ist Dir zuwider, denn Du möchtest in erster Linie helfen.
HSPs sind geradezu prädestiniert, soziale Berufe zu ergreifen. Für die Arbeit mit Menschen sind sie die Spezialisten. Doch, um eine Balance zwischen Helfen und Selbstfürsorge zu entwickeln, brauchen die meisten HSP-Therapeuten viele Jahre Zeit und Erfahrung. Wenn Du diesen Artikel zu Ende liest, wirst Du möglicherweise einige Jahre an Entwicklung einsparen können, denn ich teile gern meine Erfahrungen mit Dir.
- Test: Bin ich ein hochsensibler Therapeut?
- Auswertung
- Selbstfürsorgestrategien für hochsensible Therapeuten
Test: Bin ich ein hochsensibler Therapeut?
- Die Motivation für meinen Berufswunsch lag in erster Linie darin, anderen Menschen helfen zu wollen.
- Ich habe ein feines Gespür für die Probleme, Gefühle, Bedürfnisse und unausgesprochenen Gedanken meiner Klienten. Diese Intuition erscheint meinen Patienten manchmal wie „Hellseherei“.
- Ich erhalte oft die Rückmeldung, dass sich meine Klienten bei mir besonders gut aufgehoben und verstanden fühlen.
- Ich bin in meinen Beratungen immer in einer tiefen Resonanz mit meinen Patienten und 100 Prozent aufmerksam.
- Manchmal habe ich das Gefühl, die emotionalen Probleme meiner Patienten mit nach Hause zu nehmen. Dann gehe ich raus in die Natur, um zur Ruhe zu kommen.
- Ich bin immer auf der Suche nach dem tieferen Sinn des Lebens und schöpfe daraus die Kraft für meine Arbeit.
- Geld für meine Dienstleistungen zu verlangen, fällt mir eher schwer, weil ich meine Arbeit nicht als Arbeit empfinde.
- Als angestellter Therapeut fühle ich mich oft verantwortlich für die ganze Firma / Klinik / Beratungsstelle und helfe meinen Kollegen wo ich nur kann. Ich bin für viele Kollegen der Fels in der Brandung.
- Auf Ungerechtigkeiten im Unternehmen (als Angestellter) reagiere ich äußerst empfindlich. In solchen Phasen neige ich dazu, nachts im Bett zu grübeln und führe innere Dialoge.
- Ich arbeite lieber intuitiv und unkonventionell als schematisch nach vorgegebenen Konzepten.
- Mein hohes Engagement wurde in der Vergangenheit schon ausgenutzt, bzw. ist zum Standard für Kollegen, Patienten, Arbeitgeber geworden.
- Ich hatte schon einen Burnout erlebt, weil ich zu viel gearbeitet habe und zu wenig an mich selbst gedacht habe.
- Mir ist es wichtiger, mir selbst treu zu bleiben, als viel Geld mit meiner Arbeit zu verdienen.
- Es bereitet mir große Freude, wenn ich anderen helfen kann und ich das Strahlen in den Gesichtern meiner Klienten sehe.
- Manchmal habe ich das Gefühl, noch nicht genügend therapeutische Ausbildungen gemacht zu haben. Ich habe immer wieder den Gedanken, noch mehr lernen zu wollen und fühle, dass meine Arbeit noch besser sein könnte.
- Wenn ich selbst krank bin, habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kollegen / Patienten, weil ich sie nicht im Stich lassen will.
Auswertung
Der Therapeuten-Test gliedert sich bei den Fragen auf verschiedene Schwerpunkte. Im Folgenden findest Du die Punkte und dahinter die dazugehörigen Fragen. Überprüfe, in welchen Bereichen Du besonders viele Fragen mit „Ja“ beantwortet hast und erkenne, welchen Entwicklungsbedarf Du für Deine Tätigkeit noch hast, bzw. in welchen Bereichen Deine Stärken liegen.
- Therapeutische Feinfühligkeit (2, 3, 4, 10)
- Idealismus und hohes Engagement (1, 6, 13, 14)
- Überverantwortung und mangelnde Abgrenzung (5, 8, 9, 11, 12, 16)
- niedriges Selbstwertgefühl / den Wert der eigenen Arbeit nicht kennen (7, 13, 15)
Wie Du siehst, wanderst Du als hochsensibler Therapeut auf einem schmalen Grat! Auf der einen Seite kannst du genial und wirklich hilfreich sein. Andererseits läufst Du ständig Gefahr, Dich zu verausgaben, zu viel Verantwortung zu übernehmen und einfach zu viel zu geben. Als hochsensibler Therapeut bist Du ein hochleistungsfähiger Seismograph und ein starker Katalysator für Deine Klienten. Um langfristig zufrieden, erfolgreich und weitgehend gesund zu bleiben, brauchst Du eine Balance für Dein Leben und Deinen Beruf. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels möchte ich Dir einige Selbstfürsorgestrategien als hochsensibler Therapeut vermitteln.
Wie Du in Balance kommst: Selbstfürsorgestrategien für hochsensible Therapeuten
- Du existierst auch, wenn Du nicht hilfst. Finde den Kern Deiner Identität, jenseits des Helfen-Wollens.
- Du hast eine Existenzberechtigung, auch wenn Du gerade nicht hilfst, unterstützt, therapierst.
- Du bist gut genug! Du brauchst nicht noch 10 weitere Therapieausbildungen zu absolvieren, nur um zu erkennen, dass Du Dein eigenes Werkzeug in Dir hast.
- Sei es Dir Wert, Deine Arbeit gut bezahlen zu lassen. Du musst nicht am Existenzminimum leben oder gerade so über die Runden kommen!
- Deine Arbeit ist wertvoll! Sei es Dir wert, ebenso zu empfangen wie zu geben. (Du kannst nicht endlos ausatmen (geben), sonst stirbst Du. So wie Du ein- und ausatmest, brauchst Du eine Balance zwischen Geben und Nehmen.)
- Definiere Deine ideale Arbeitsumgebung. Nur weil Du ein guter Therapeut bist, bedeutet das nicht automatisch, dass Du gut aufgehoben bist in einer Klinik / in einer Beratungsstelle usw. Werde Dir Deiner ureigenen Wünsche bewusst.
- Selbst wenn Dir die Arbeit Spaß macht, aber die Rahmenbedingungen nicht stimmen, bist Du am falschen Platz. (Unterbezahlung, Mobbing, Sparzwang, gegen Deine Überzeugungen handeln müssen…)
- Wenn Du Urlaub hast, mache Urlaub. Wenn Du krank bist, bist Du krank. Sei nicht erreichbar. Nimm keine Arbeit mit nach Hause, besonders wenn es Dir schlecht geht. Du bist wichtiger als die Firma / Deine Patienten!
- Lehne Klienten / Patienten ab, wenn sie nicht zu Dir passen oder wenn Du Dich damit unwohl fühlst. Du musst nicht der ganzen Welt beweisen, dass Du jedem helfen kannst! Du musst nicht alle retten!
- Versichere Dich als Freiberufler gegen Berufsunfähigkeit, Krankentage usw. Kein Mensch ist immer leistungsfähig oder wird nie krank! Bleibe realistisch.
- Nimm Dir regelmäßig Auszeiten, um Deine eigenen Akkus wieder aufzuladen.
- Lerne, Dein Unternehmen / Deine Arbeit selbst zu steuern, anstatt Dich von anderen fremdsteuern zu lassen.
- Überlege Dir einen Plan B, wie Du Geld erwirtschaften kannst, unabhängig von Deiner Tätigkeit als Therapeut / Coach usw. Sorge dafür, dass Du spätestens mit 45 Jahren (wenn Du es schaffst, auch früher) finanziell nicht mehr ausschließlich darauf angewiesen bist, durch Deine Dienstleistungen zu überleben.
Ausblick
Ich hoffe, ich konnte Dir als HSP-Therapeut helfen, Dich selbst mit Deinen Stärken und Schwächen zu reflektieren. Ich schreibe dies alles aus meiner eigenen Erfahrung und möchte Dir helfen, so manchen Weg bei der Entwicklung von Selbstfürsorge abzukürzen. Allzu gut kenne ich den Wunsch, einfach nur zu helfen, ohne an das eigene finanzielle Überleben zu denken. Doch wie ich bereits sagte: Du kannst nicht permanent ausatmen, ohne zu ersticken. Deshalb finde Deine Balance zwischen Geben und Nehmen, und Du wirst eine zufriedenstellende Berufsbiografie als hochsensibler Therapeut erleben. Viel Erfolg!
Wenn Du Unterstützung in Form eines Coachings bei mir suchst, lies Dir bitte mein Angebot durch. Sehr gern heiße ich Dich willkommen auf einem unserer Seminare.
Buchtipp: „Selbstfürsorge für Therapeuten und Berater“
Sylvia Harke
Hallo, Du liest hier meinen Blog zum Thema Hochsensibilität. Ich bin Buchautorin, selbst hochsensibel, Coach und Dipl.-Psychologin. Ich arbeite freiberuflich als Seelen-Dolmetscherin und Schriftstellerin. Mit einer selbständigen Tätigkeit verwirkliche ich meinen Traum von einem selbstbestimmten, kreativen Leben. Ich schreibe über Hochsensibilität, Sensitivität, Erfolg, Beziehungen, Talententwicklung, Kreativität, Selbstverwirklichung und Psychologie.
Hier erfährst Du mehr über mich und meinen persönlichen Weg.
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Nachweis Beitragsbild: @Nadino – Shutterstock-246061342