Welchen Wert hat Coaching?

 

Seit vielen Jahren begleite ich Menschen in all ihren unterschiedlichen Lebenssituationen. Ich habe dabei außerordentlich positive Erfahrungen gemacht und gesehen, wie schnell und effektiv Coaching wirken kann. Oder ich war Zeuge, wenn eine langfristige, regelmäßige Begleitung nach einem Jahr zum wahren Durchbruch wurde und sich Klienten aus unguten Situationen und inneren Konflikten nachhaltig befreien konnten. Oftmals konnte ich auch Ratsuchenden helfen, die schon in Psychotherapie waren und nun noch weiter an sich arbeiten wollten, die nicht stehen bleiben wollten.

Coaching ist ein Angebot für Selbstzahler und ich habe mich bewusst entschieden, keine Kassentherapeutin zu werden. Vor einigen Jahren dachte ich noch, 60 € pro Stunde wären ein angemessener Stundensatz. Damals war mir noch nicht klar, wie anspruchsvoll und herausfordernd eine Vollselbständigkeit, ohne Netz und doppelten Boden (Teilzeitanstellung als Basis, Erbe usw.) sein kann. Mittlerweile habe ich meine Preise deutlich erhöht und erkenne nun, wie wichtig das ist.

Früher habe ich selbst den Fehler gemacht, zu glauben, dass ein Coaching-Honorar die geleistete Zeit honoriert, die ich mit dem Klienten verbringe. Zum Beispiel 60 oder 90 Minuten. Doch es ist weit mehr als das.

Coaching ist ein unsichtbares, abstraktes Gut

Mit dem Bezahlen eines Honorars für psychologische Begleitung steht weit mehr auf der Rechnung, als der Kunde im Augenblick sehen kann. Coaching ist ohnehin ein abstraktes, unsichtbares Gut, eine Dienstleistung, die man nicht sehen kann, die man nicht ins Wohnzimmer stellen kann oder irgendwo aufbewahren kann, außer im eigenen Bewusstsein. Wir sind es gewohnt, „Dinge“ einzukaufen. Menschen sind es gewohnt, für Autos, Handys, Kleidung, Urlaub, Wohnung und Häuser Unsummen von Geld auszugeben. Doch ein abstraktes Coaching, das unsichtbar für andere bleibt, das soll auch Geld kosten?

Das Ende der „Vollkasko-Mentalität“ im Gesundheitswesen

Gerade bei sozialen und therapeutischen Dienstleistungen sind wir Deutschen jedoch dazu konditioniert, dass „die Krankenversicherung schon zahlen wird“, obwohl es auch da immer mehr Einsparungen gibt. Neulich war ich bei einer Frauenärztin zur Untersuchung und wunderte mich, dass ich für alle Untersuchungen und Laboranalysen eine Rechnung von mehr als 120 € zu bezahlen hatte. Diese Standarduntersuchungen wurden einfach von der erstattungsfähigen Liste gestrichen. Im Zahnersatz sieht es ähnlich aus, besonders wenn man keine Standardlösungen aus Amalgam oder Metall im Mund haben will. Da wird es schnell teuer. Vielleicht entsteht gerade deshalb bei vielen Deutschen ein Unmut, nun noch mehr selbst zahlen zu müssen.

Star-Coaches bieten gar keine Einzelsitzungen mehr an

Viele Menschen sind sich nicht klar darüber, dass Coaching als Privatkunde eine äußerst exklusive Angelegenheit ist. Denn die ganz großen Coaches, Stars und Sternchen in der Beratungs-Szene haben vollständig aufgehört, Individuen zu beraten. Da gibt es überhaupt kein Einzelcoaching mehr, keine Chance. Ich respektiere und verstehe deren Entscheidung. Sie beraten lieber Firmen, veranstalten Massenevents, leiten große Gruppen, vergeben Lizenzen, um entsprechend hohe Umsätze zu erreichen. Das ist OK, es ist ein Konzept, um viel Geld zu verdienen. Andererseits bieten sie „billige“ oder sogar „teure“ Jahresgruppen in Onlineportalen an. Eine individuelle Betreuung ist das auch nicht. So werden Millionen gemacht! Nur, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich verstehe das sogar, denn Einzelcoaching ist begrenzt im Verdienst. Irgendwo gibt es eine Grenze. Bei großen Gruppen summiert sich Geld viel leichter. Jeder Unternehmer entscheidet selbst, wie groß er sein Business macht. Ja, Coaching ist auch ein Business, hoffentlich ein Geschäftsmodell mit Herz!

Zurück zum Ausgangsfrage. Welchen Wert hat Coaching?

Wenn ein Klient in den Genuss eines Einzelcoachings kommt, erhält er folgende Geschenke:

  • Er kommt in den Genuss nicht nur dieser einen Sitzung, sondern profitiert in kurzer Zeit von der Jahrelangen Ausbildung des Coaches: im Studium, in der Fortbildung, von jedem Seminar, das der Coach selbst besucht und BEZAHLT hat.
  • Kurzfristige Termine, auch in Krisensituationen, sind möglich, während eine Psychotherapie, die von der Krankenkasse bezahlt wird, oft lange Wartezeiten mit sich bringt.
  • Der Klient erhält eine Art Starthilfe: der Coach ist und bleibt ein Katalysator für die persönliche und seelische Entwicklung seiner Klienten. Je mehr der Coach selbst an seinen eigenen Themen, Verletzungen usw. gearbeitet hat, umso leichter kann er diese Muster bei seinem Klienten erkennen und ansprechen.
  • Deshalb ist die Honorierung der Beratungszeit nur die Spitze des Eisberges, der Coach geht mit seiner ganzen Lebenserfahrung und mit vielen Tausenden, teilweise zigtausenden Euro durch Studium und Ausbildung in Vorleistung.
  • Coaching kann sehr schnell Ergebnisse bringen. Denn Coaching arbeitet immer mit praktischen Methoden. Es wird nicht einfach die Biografie besprochen und zig Mal durchgekaut, sondern der Klient erhält Hilfestellungen, um an seinen Themen und Blockaden zu arbeiten, um sie zu überwinden.
  • Deshalb kann Coaching in einigen Fällen sogar ergänzend zu einer Psychotherapie sinnvoll sein und den Entwicklungs-Prozess zu vereinfachen und beschleunigen.
  • Es gibt keinen Zeitdruck. Anders als in einer Therapiesitzung, die durch die Krankenkasse bezahlt wird, ist nicht nach 50 Minuten Schluss, sondern der Coach entscheidet, ob er 60, 90, 120 oder mehr Minuten mit dem Klienten am Thema bleibt. So muss nicht am entscheidenden Punkt abgebrochen werden, sondern wir können tiefer in das Thema eintauchen und Lösungen erarbeiten.
  • Individuelle Fragen, Probleme und innere Konflikte können gelöst werden, die durch das Lesen von Büchern oder das Besprechen mit Freunden nicht gelöst werden können.
  • Schattenthemen kommen auf den Tisch, die der Klient allein gar nicht anschauen mag, wo er blinde Flecken hat.

 

Welche versteckten Kosten übersieht der Kunde häufig, wenn es um Honorare geht?

Das Coaching-Honorar bleibt nicht vollständig im Geldbeutel des Coaches. Als Selbständiger Coach muss man verschiedene Abzüge einkalkulieren:

  • Verwaltungsaufwand: Rechnung schreiben, Buchführung
  • Steuerabzüge
  • Sozialversicherungen
  • Büromiete
  • Telefon- und Internetdienste
  • Webseitenbetreuung
  • Steuerberater
  • Rücklagenbildung für Verdienstausfälle
  • Berufsausbildung
  • Fortbildungen usw.

Freiberufliche Coaches, die nicht mit der Krankenkasse arbeiten, gehen ein hohes Risiko ein und müssen deshalb angemessene Honorare kalkulieren.

Energievampire als Interessenten getarnt

In einigen Fällen erhalte ich Anfragen von SCHEINBAR interessierten Menschen, die jedoch unmissverständlich klarmachen, dass sie nicht in der Lage oder bereit sind, meine Honorare zu zahlen. Glücklicherweise sind diese Anfragen die Ausnahme!

Neulich schrieb mich eine Frau an, die mich aufforderte, „Karmayoga“ zu leisten und so sogar kostenlos zu beraten. Damit wollte sie suggerieren, dass ich doch mal eine gute Tat begehen sollte, indem ich sie kostenlos berate. Unterschwellig steht bei solchen Menschen die Annahme im Vordergrund, Coaches würden sich zu Unrecht an ihren Klienten bereichern. Damit suggerieren manche Schreiberlinge Schuldgefühle beim Coach, so nach dem Motto, er müsse doch helfen! Eine andere Frau beschimpfte mich in einer E-Mail als „Geld gierig“ und selbst „therapiewürdig- wie alle Psychologen“, nachdem ich ihr klarmachte, dass ich ein Coaching auf Ratenzahlung nicht für sinnvoll erachte in ihrem Fall.

Und da steht plötzlich ein Thema im Raum, das viele Coaches betrifft. „Hilfesuchende“ abzuweisen, ohne schlechtes Gewissen! Das andere Thema liegt hier darin, für einen Herzensdienst (Beratung) Geld zu nehmen. Denn die eigentliche Motivation für diesen Beruf ist ja: der Wunsch zu helfen. Coaches und Therapeuten nehmen häufig (unbewusst) Ersatzrollen für Eltern und andere unterstützende Figuren im Leben der Klienten ein. Daher hegen manche Hilfesuchende die Phantasie, dass die Hilfestellung kostenlos angeboten werden soll und vergessen dabei, dass der Coach selbst auch seine Miete bezahlen muss, seine Versicherungen und dass er nicht Papa oder Mama darstellt.

Sind das wirklich Hilfesuchende? Wenn ein solches Ausmaß an Aggressionen und Beschimpfungen zum Vorschein kommt, habe ich eher den Eindruck, dass einige Zeitgenossen einen Mülleimer suchen, um ihren Frust abzuladen. Sie sind Energievampire, die nicht bereit sind, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Sie wollen dem Coach Schuldgefühle einreden, wenn er nicht helfen kann oder will. Sie provozieren bewusst und suchen einen „Täter“ oder „Schuldigen“, eine Projektionsfläche für ihre Enttäuschung vom Leben.

Dann ist gesunde Abgrenzung und Selbstschutz gefragt. Ein Coach muss seine Würde bewahren und sich selbst treu bleiben. Niemand wird gezwungen, für Coaching Geld zu bezahlen. Es gibt ja noch die kostenlosen psychologischen Beratungsstellen oder Kassentherapie. Solche Energievampire kennen diese Adressen alle genau und trotzdem verlangen sie nach kostenloser Hilfestellung an falscher Stelle.

Ausnahmen

Natürlich gibt es auch Hilfesuchende, die aufrichtigen Herzens schreiben und einfach kein Geld haben, das kann der Coach dann an der Formulierung fühlen oder am Telefon erspüren. In solchen Fällen muss jeder selbst entscheiden, ob er es sich wirtschaftlich leisten kann, Klienten unentgeltlich oder weit unter Wert zu beraten.

Grenzfälle zwischen Therapie und Coaching

Manche Ratsuchende haben „schlechte Erfahrungen“ mit Psychotherapeuten gemacht, weil sie deren Diagnosen nicht anerkennen oder nachvollziehen können. Viele wollen sich ihre Erkrankungen nicht eingestehen. Das betrifft besonders Menschen mit „Borderline-“ und „Narzissmus-“ Diagnose, die sich selbst als „nur hochsensibel“ betrachten.

Andere sind enttäuscht, weil in den Sitzungen „nur geredet wurde“, ohne praktische Übungen zu bekommen. Andere wollen lieber im Geheimen Hilfe suchen, ohne Anträge bei der Krankenkasse zu stellen, sie wollen sich mit ihren Problemen nicht outen. Und da kommt ein Coach, den man bezahlt, gerade Recht. Das sind Vermeidungsstrategien, die Grenzfälle darstellen. Auch hier muss ein Coach genau überlegen, ob der solche Fälle annimmt oder abweist.

Andere sind „austherapiert“, haben im klassischen Sinne schon alles hinter sich: Jahrelange Therapie, Klinikaufenthalte usw. Und doch gibt es noch immer Bereiche, die nicht gelöst sind. Auch solche Interessenten melden sich. Hier ist wieder die Frage, ob  jemand bereit ist, Eigenverantwortung zu übernehmen. Wenn ja, kann ein solches Coaching nach Psychotherapie sinnvoll und effektiv sein. Wenn nicht, ist Vorsicht geboten. Coaches können auch nicht mit einem Zauberstab alle Probleme wegzaubern, die noch übrig sind.

Für wen ist Coaching geeignet?

Einzelsitzungen für selbst zu zahlende Termine sind besonders geeignet für Menschen, die

  • Selbstverantwortlich an ihrer persönlichen Entwicklung arbeiten wollen
  • sich dem Wert einer solchen Beratung bewusst sind
  • in der Lage und willens sind, Geld für Coaching auszugeben
  • aktiv beim Coaching Prozess mitwirken und nicht passiv auf Lösungen als Konsument warten (ohne, dass sie selbst etwas tun, verändern müssen usw.)
  • schneller wachsen und innere Konflikte lösen wollen
  • aus ihrer Komfortzone ausbrechen wollen
  • ihre Berufung suchen
  • Blockaden auflösen wollen
  • sich aus destruktiven Beziehungen befreien wollen
  • ihren Selbstwert und ihre Selbstsicherheit stärken wollen
  • ihre Sabotageprogramme entdecken und aktiv auflösen wollen
  • eine Wertschätzung für die Arbeit des Coaches in ihrem Herzen tragen

Feedback  und Dankbarkeit

Was für mich als Coach genauso wichtig ist, wie die Bezahlung, ist das Feedback zum Coaching und Dankbarkeit. Wenn ein Klient nach einer gelungenen Sitzung Dankbarkeit fühlt und zum Ausdruck bringt, ist das eine hohe Schwingung, die den Coaching-Erfolg noch verstärken wird. Auf der zwischenmenschlichen Ebene ist das für den Coach auch sehr wichtig, denn es ist eine soziale Arbeit, ein Dienst am Menschen. Dankbarkeit öffnet das Herz und schafft Raum, damit noch mehr Gutes nachfolgen kann.

Klienten, die glauben, mit der Bezahlung sei alles ausgeglichen, konsumieren den Coach ebenso wie einen Kinobesuch. Oder sie fühlen sich durchschaut und wollen erst einmal Abstand. Deshalb freue ich mich umso mehr, wenn ich Feedback erhalte. Das kann auch einige Wochen später sein, wenn sich alles gesetzt hat.

Feedback ist allgemein wichtig, auch Kritik. So kann der Coach aus seinen Sitzungen selbst lernen und sich verbessern, denn auch er ist ja ständig in einer Weiterentwicklung.

Ausblick. Der Beruf des Coaches ist schön und zugleich ein eigener Entwicklungsweg. Je stärker wir uns unserem Wert bewusst sind, umso selbstsicherer können wir auftreten und auch erfolgreich sein.

Was denkst Du dazu? Ich freue mich über Deinen Kommentar.

Bildnachweis: Titelbild: shutterstock_572933605, Bilder im Text:  shutterstock_572935282, shutterstock_575656564

Sylvia Harke

Sylvia Harke

Hallo, Du liest hier meinen Blog zum Thema Hochsensibilität. Ich bin Buchautorin, selbst hochsensibel, Coach und Dipl.-Psychologin. Ich arbeite freiberuflich als Seelen-Dolmetscherin und Schriftstellerin. Mit einer selbständigen Tätigkeit verwirkliche ich meinen Traum von einem selbstbestimmten, kreativen Leben. Ich schreibe über Hochsensibilität, Sensitivität, Erfolg, Beziehungen, Talententwicklung, Kreativität, Selbstverwirklichung und Psychologie.

Hier erfährst Du mehr über mich und meinen persönlichen Weg.

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